DER SPIRITUELLE QUOTIENT (SQ) - DIE ULTIMATIVE INTELLIGENZ?
17. Oktober 2022
Seit einiger Zeit stecken wir als Menschheit in etlichen Krisen. Nicht nur wirtschaftlich und ökologisch, sondern auch gesellschaftlich. Es ist kaum mehr zu leugnen, dass wir vor vielen Herausforderungen stehen und vor lauter Baustellen, wissen wir manchmal nicht mehr, womit wir anfangen sollen. Der erste Schritt hin zu einer Lösung kann folgende Frage beinhalten:
Was ist möglicherweise das Hauptproblem oder das übergeordnete Problem unserer heutigen, modernen Zeit?
Die Autoren Dana Zohar und Ian Marshall proklamieren in ihrem Buch „Spirituelle Intelligenz, die ultimative Intelligenz“, dass es dem modernen, westlichen Menschen an Sinn und Bedeutung mangele und dass diese Tatsache die Hauptursache westlicher Krisen sei.
Der Mangel an Sinn und Bedeutung zeige sich vielfach dadurch, dass die Gesellschaften westlicher Zivilisation mit vielen psychischen Erkrankungen wie manischer Depression, Süchten, Paranoia und Schizophrenie zu kämpfen habe. Depression und Burnout bis hin zu sehr schweren Krankheitsbildern beeinträchtigen unsere emotionalen Reaktionsmuster, was wiederum Folgen für unsere Krisenbewältigung und Lösungsorientierung hat. Grundsätzlich können wir Menschen auf Herausforderung mit einer normalen Reaktion antworten. Wenn wir dazu nicht in der Lage sind, erkennen wir das dadurch, dass Reaktionsmuster gestört oder fragmentiert sind. Fragmentierte und gestörte Reaktionsmuster sind zum Beispiel:
- Selbstzerstörung
- Paranoia
- Hysterie
- Zwangsstörungen
- Sadismus
- Masochismus
- Projektionen
- Machtmissbrauch
- Depression
- Obsession
Menschen, die schwer oder schlecht auf normale Reaktionsmuster zurückgreifen können, haben alle eines gemeinsam: Es fehlt ihnen an einer starken und gesunden inneren Mitte. Dana Zohar und Ian Marshall behaupten sogar, dass die moderne westliche Kultur beschrieben werden kann als eine Kultur des „abwesenden Zentrums“. Das zeige sich u.a. darin, dass in der westlichen Medizin der Körper keine Mitte hat, sondern ein Konglomerat aus mehreren Bestandteilen ist; es im Bildungs- und Schulsystem zwar viele einzelne Fächer gibt, die aber scheinbar nicht miteinander zusammenhängen; in den monotheistischen Religionen Gott getrennt als „da draussen“ gesehen wird, wohingegen man sich selbst „hier drinnen“ findet; und in der westlichen Psychologie das Selbst oder die Persönlichkeit kein Zentrum habe. Auch hier sei der Mensch lediglich eine Kombination aus Charakterzügen und unbewussten Motiven.
WAS IST DAS ZENTRUM?
Die innere Mitte oder unser Zentrum ist unsere Essenz als Mensch, unser Selbst. Sowohl in spirituell östlichen Traditionen, als auch im westlichen Christentum wird von einem innewohnenden Selbst gesprochen. Dieses Selbst ist in allen Dingen verborgen und mit der Quelle allen Seins verbunden, was der Schlüssel zu wahrem Wissen ist.
Das Verbundensein mit dem Zentrum oder der inneren Mitte ist ebenfalls der Schlüssel für psychische Gesundheit. Der Psychoanalytiker C.G Jung sagt dazu, dass der „Archetyp des Selbst“ psychologisch verbunden ist mit dem Bestreben, Sinn und Bedeutung im Leben zu finden. Damit assoziierte Begriffe wie „Ganzheit“, „Balance“ und „Integration“ tauchen diesbezüglich immer wieder auf und beziehen sich auf das Zentrum, das Selbst und seine Funktion.
SIND WIR EINE GESELLSCHAFT OHNE SINN, BEDEUTUNG UND WERTE?
Der Autor Neal Donald Walsh behauptet, dass 98% der Weltbevölkerung, 98% ihrer Zeit mit Dingen beschäftigt sei, die nicht wichtig sind. Haben wir also falsche Ziele im Leben oder fehlt uns der Sinn dahinter?
Dabei ist es vor allem das Streben nach Sinnhaftigkeit, das unserem Leben Orientierung und Bedeutung verleiht. Ohne diese erleben wir eine Oberflächlichkeit und das Gefühl im Hamsterrad gefangen zu sein. Dieses Abgestumpft-Sein versuchen viele durch Konsum aller Art wieder aufzufüllen. Damit ist nicht nur das klassische Kaufen gemeint, sondern auch unsere Art zu leben. Das permanente Unterwegs-Sein, das immer erhöhte Konsumieren von Informationen im Internet, im Fernsehen und in den sozialen Medien. Die westliche Welt ist voller Menschen, die getrieben sind. Sie kaufen ein, reisen um die Welt und konsumieren Informationen und Erlebnisse.
Dabei ist nichts Falsches daran, zu reisen, Informationen zu konsumieren und Erlebnisse zu erfahren. Auch das gehört zu einem guten Leben. Wenn wir allerdings nicht wissen, welchen Sinn und welche Richtung unsere Lebensreise hat oder wir angesichts der Probleme, in denen wir global stecken, von Ängsten und Überforderung überflutet werden und uns somit mit Konsum betäuben, muss dies individuell und gesamtgesellschaftlich reflektiert werden.
WOZU BRAUCHEN WIR DEN SPIRITUELLEN QUOTIENTEN (SQ)?
Mittlerweile wissen wir durch Forschungen im Bereich der Neurowissenschaften und Psychologie, dass der EQ, der die emotionale Intelligenz anzeigt und die Fähigkeit meint, mit den eigenen und den Gefühlen anderer umzugehen, mindestens genauso wichtig ist, wie der IQ. Denn nur durch einen starken EQ können wir den IQ sinnvoll nutzen. Dana Zohar und Ian Marshall bringen nun auch den SQ, den spirituellen Quotienten ins Spiel.
Dabei geht bei weitem nicht nur um die Frage nach Sinn und der Bedeutung des eigenen Lebens, sondern auch um das Thema souveräne Lebensführung. Dafür können wir unseren sogenannten spirituellen Quotienten (SQ) nutzen. Je höher unser SQ ist, desto mehr geistige und somit spirituelle Reife erreichen wir.
Der SQ ist kein Zurückfallen in Religiosität, sondern das Verständnis um geistige Prinzipien und das Bewusstsein darüber, dass es ein übergeordnetes Bewusstsein und geistige Gesetze gibt, die Einfluss haben. Es geht nicht um reinen Gottesglauben, sondern darum, gezielt und aktiv sein Leben in die Hand zu nehmen und Probleme zu lösen, statt „nur“ an Gott abzugeben und um Hilfe zu bitten. Der SQ zeigt zudem das Bestreben an, nach höheren Werten ausgerichtet zu leben.
Zusammenfassend kann man festhalten: Der spirituelle Quotient verleiht uns neben Sinn, Werten und Orientierung auch eine gesunde innere Mitte, mit der wir adäquat und angemessen auf Herausforderungen, Krisen und schwierige Situationen reagieren können.
Die spirituellen Fähigkeiten der Menschen sind vielfach verkümmert und nicht gut ausgebildet. Ein entscheidender Indikator dafür ist zum Beispiel, wenn Menschen nicht gut zentriert und verankert in ihrer eigenen Mitte sind. Das zeigt sich zum Beispiel darin, dass sie mit den bereits beschriebenen psychische Erkrankungen kämpfen, aber auch darin, dass sie nicht gut in der Lage sind, zu differenzieren oder sich von Meinungen und Strömungen zu distanzieren und blind der vorherrschenden Meinung der Masse folgen. Andere Extreme zeigen sich im politischen Sinne durch Fanatismus, im religiösen durch Dogmatismus, im psychologischen durch Narzissmus.
WORAN ERKENNEN WIR EINEN HOHEN SQ UND EINE GESUNDE, STARKE INNERE MITTE?
1. Wir können dem Leben gegenüber mit seinen Herausforderungen und Krisen gelassener und souveräner begegnen.
2. Die Fähigkeit der Selbstführung steigt. Wir stärken die Kraft in unsere persönliche Lebensführung.
3. Unsere intuitiven Eingebungen werde stärker wahrnehmbar. Wir sind klarer und schneller in der Entscheidungsfindung.
4. Wir trauen uns mehr zu und können die Lage besser einschätzen.
5. Wir leben unser Leben immer mehr so, dass wir vom Habenwollen ins Dienen kommen.
6. Wir haben nicht mehr so viele Konflikte mit unseren Mitmenschen. Das liegt daran, dass Rechthaberei und Kritiksucht nachlassen oder aufhören. Wir können uns gleichzeitig aber auch gut abgrenzen.
7. Wir lernen die Natur (wieder) schätzen und mit ihr im Gleichgewicht zu leben. Wir verstehen uns selbst als Teil der Natur, erhalten Naturräume, schützen und stellen sie wieder her.
Der schwierigste und zugleich wichtigste Teil, wenn wir nach spirituellen Regeln unser Leben führen und auf diesem Gebiet Reife erlangen wollen, anstatt konventionellen und traditionellen Regeln zu folgen ist, unser Ego hinten anzustellen. Das Ego bedient den Verstand und das Rationale, unsere Ängste und das Streben nach Sicherheit.
Wenn es aber um eine weise und reife Lebensführung geht, haben der Verstand, das logische Denken und das Ego wenig zu bieten. Weitaus wichtiger ist es, sich mit der Weisheit des Herzens und unserer Intuition zu verbinden.
Quellen:
Neil Donald Walsh: Gespräche mit Gott, München 2006
Danah Zohar and Ian Marshall: Spiritual Intelligence, the ultimative Intelligence, UK 2000
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