WIE AKTIVIERE ICH DURCH SCHATTENARBEIT POTENZIALE IN MIR?
29.09.2020
Wir alle streben danach, unsere Fähigkeiten, Potenziale und lichtvollen Anlagen zu entfalten und zum Vorschein zu bringen.
Es ist völlig natürlich, dass wir uns den unterdrückten, ungeliebten und ins Unterbewusstsein verdrängten Wunden nicht stellen wollen.
Das Schattenselbst, die Arbeit mit dem Schatten, die verdrängten Persönlichkeitsanteile der menschlichen Psyche, sind der Teil in uns, den wir uns nicht gerne anschauen; ja meistens sind wir uns dessen noch nicht einmal bewusst, dass sie existieren.
Wir wollen uns mit den schönen Aspekten des Lebens und unserer Persönlichkeit beschäftigen. Wir wollen es nicht nur, wir wissen es auch nicht besser, weil diese Anteile unbewusst sind. Nur leider:
KEINE POTENZIALENTFALTUNG OHNE SCHATTENARBEIT
Wie können wir nun diese Anteile in uns erkennen, befreien und integrieren?
Zuerst einmal müssen wir wissen, was das Schattenselbst ist.
Es ist der Teil, oder vielmehr die Teile in uns, die wir zu einem bestimmten Zeitpunkt unseres Lebens, meisten in der Kindheit, aber auch im Erwachsenenleben, unterdrückt haben oder unterdrücken mussten, weil wir uns schützen mussten oder keine bessere Strategie kannten, um uns mit schwierigen Gefühlen auseinander zu setzen.
Ein anderer wichtiger Aspekt ist das Anerkennen von ungeliebten Seiten in uns. Wir kategorisieren bestimmte Merkmale in uns als gut oder schlecht und indem wir das tun, verdrängen wir andere Anteile in uns.
Nun geht es aber nicht darum, allen egoistischen, egomanischen und selbstsüchtigen Tendenzen in uns freien Lauf zu lassen oder ihnen Absolution zu erteilen, sondern vielmehr um eine Wahrnehmung und Anerkennung.
Im Englischen gibt es ein Sprichwort das lautet: „What resists, persists.“ Was wir unterdrücken, bleibt hartnäckig. Bevor wir es integrieren, müssen wir es anerkennen.
Konkret kann das im Leben bedeuten: Viele Menschen unterdrücken Wut, Trauer oder sexuelle Energien, weil sie gelernt haben, dass Wut schlecht ist oder der Umgang mit Sexualität tabuisiert wurde. Sie schämen sich für bestimmte Phantasien. Nun könnten wir aber auch einwenden: Warum sollten wir uns mit Verletzungen, Wunden und unangenehmen Gefühlen beschäftigen. Ganz einfach:
DURCH DAS UNTERDRÜCKEN DIESER ENERGIEN VERZICHTEN WIR AUF WICHTIGE LEBENSENERGIE.
Diese Lebensenergie benötigen wir aber für Kreativität, Lebensfreude und dem bewussten Gestalten unseres Lebens. Denn sexuelle Energie ist auch kreative Energie. Kreative Energie ist Schöpferenergie und Schöpferenergie ist das Anziehen von Ressourcen und Möglichkeiten.
Unterdrückte Wut, zeigt sich häufig in der Unfähigkeit klare Grenzen zu ziehen. Wenn wir aber keine Grenzen ziehen können, fließt Energie in andere Menschen. Wir haben diese Lebenskraft dann nicht mehr für uns zur Verfügung. Ein anderes Problem sind Aggressionen. Viele assoziieren mit der Wutkraft Zerstörung und destruktive Kräfte. Wut kann zerstörerisches Ausmaße annehmen, aber nur wenn wir den Schattenaspekt davon leben. Wenn wir Wut als Kraft verstehen, können wir klar NEIN sagen, ohne aggressiv zu sein.
Wenn wir Trauer unterdrücken, kann das in Depressionen enden. Wir kämpfen mit Depressionen, weil wir uns von wichtiger Lebensenergie abgeschnitten haben. Wir haben uns mit bestimmten unbewussten Emotionen noch nicht auseinandergesetzt, wodurch die Trauer in unserem System festgehalten wird.
Durch die fehlende Lebensenergie verhindern wir aber auch Lebensfreude oder die Erschaffung unserer Projekte und Entfaltung unserer Potenziale.
WORAN ERKENNE ICH MEIN SCHATTENSELBST?
Der einfachste, schnellste, effektivste aber auch schwierigste Weg der Schattenarbeit, ist die Arbeit mit Projektionen. Immer wenn wir andere verurteilen oder ablehnen, deutet das auf einen inneren Teil in uns, den wir als Kind auch unterdrücken mussten, um sicher zu sein.
Häufig projizieren wir unsere Schattenthemen (unterdrückte Wut, Trauer, Scham) auf andere Menschen. Um die Projektion zurückzunehmen und mit diesen Schattenaspekten zu arbeiten, kannst du dir Fragen stellen:
Welche Eigenschaften lehne ich an anderen ab?
Was verurteile ich bei anderen? Was davon verurteile ich an mir selbst?
Was macht mich aggressiv oder wütend?
Welche Teile in mir, darf ich nicht zeigen, wie darf oder durfte ich nicht sein oder leben, was mich jetzt wütend (bei anderen) macht?
Was erzeugt Scham in mir, was ich bei anderen beobachte? Wofür schäme ich mich insgeheim selbst? Oder wovor habe ich Angst?
Was macht mich traurig? Lasse ich diese Trauer zu? Oder antworte ich mit Wut oder Beleidigtsein?
Wichtig ist zu erwähnen: Wir dürfen diese Fragen nicht eins zu eins (1:1) auf uns übertragen. Denn wenn ich zum Beispiel rechtsradikale Menschen verurteile, heißt das nicht, dass ich rechtsradikale Tendenzen habe.
Es bedeutet zum Beispiel: Wo oder wann verschließe ich mich vor anderen Menschen oder anderen Lebensmodellen? An welcher Stelle fehlt mir Toleranz? Oder Akzeptanz? Anderen gegenüber, aber auch mir selbst gegenüber, bestimmten Charaktermerkmalen, die ich als Kind nicht leben oder ausdrücken konnte?
Es bedeutet nicht, dass wir zwangsläufig intolerant sind, es bedeutet lediglich, dass wir als Kind vielleicht gelernt haben, anderen kritisch zu begegnen, damit wir nicht als naiv gelten oder mögliche Gefahren übersehen.
Darum sind wir gegenüber (bestimmten) Menschen vielleicht kritisch oder abwehrend, weil sie eine potenzielle Gefahr darstellen könnten. Wenn wir uns unsere Geschichte anschauen, gibt es auch genügend Gründe, warum unseren Vorfahren früher Realismus und Skepsis gegenüber anderen antrainiert wurde. Das Ego in uns erschafft diesen Schatten, um uns zu schützen. Er machte früher Sinn, weil unser Überleben davon abhing. Dieser Glaubenssatz sitzt nun tief, weshalb wir auch so erzogen wurden. Heute müssen wir doch diese Überzeugungen neu bewerten.
Ein anderes Thema ist der Bereich Sexualität. Auch wenn wir nicht mehr in den spießigen und prüden Verhältnissen früherer Zeiten leben, so wurde dennoch vielen Kindern, gerade in sehr religiösen oder "gut-bürgerlichen" Familien beigebracht, dass es nicht in Ordnung ist, sich nackt zu zeigen, bestimmte Gedanken oder Phantasien zu haben. Der Umkehrschluss vieler junger Männer ist dann, dass etwas nicht mit ihnen stimmt, wenn sie bestimmte Gedanken oder Phantasien haben. Sie verfallen sie dann einer Pornosucht, andere wiederum leben eine sehr aggressive oder gehemmte Sexualität. Sie hatten keine Vorbilder und haben nie richtig gelernt, diese Lebensenergie zu lenken und in einem gesunden Maße zu leben. Das Gleiche trifft auf Frauen auch zu.
Diese Methode können wir auf alle Lebensbereiche übertragen. Auch wenn manche Fragen sehr unangenehm sind, weil wir uns nicht gerne mit unseren Schattenaspekten beschäftigen, so ist diese integrative Arbeit mit uns selbst essentiell. Erst wenn ich mir dieser Schattenanteile bewusst bin, kann ich sie integrieren und verändern.
Um Schattenarbeit zu unterstützen, kannst du auch mit Atemtechniken arbeiten oder Yoga machen, das dein System unterstützt, diese Anteile hochkommen zu lassen, um sie schließlich zu transformieren.
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