HABEN WIR MIT DER CORONA KRISE EINEN WENDEPUNKT ERREICHT?
15. Januar 2022
Die gesundheitliche Krise, in der wir seit März 2020 global stecken, fordert uns nicht nur alle heraus, sie will uns auch etwas zeigen. Krisen sind nicht nur schlecht, denn sie bedeuten lediglich, dass es sich um einen Höhepunkt handelt und Höhepunkte deuten auf einen Wendepunkt hin.
„Krise ist ein aus dem Griechischen stammendes Substantiv (Alt- und gelehrtes Griechisch κρίσις krísis – ursprünglich ‚Meinung‘, ‚Beurteilung‘, ‚Entscheidung‘ – später im Sinne von ‚Zuspitzung‘ verwendet), das zum altgriechischen Verb krínein führt, welches „trennen“ und „(unter-)scheiden“ bedeutet.“ *
Doch was können wir hier beurteilen, unterschieden, trennen oder sogar entscheiden?
Ich möchte mit dem folgenden Blogartikel niemanden bekehren, überzeugen oder auf meine Seite ziehen. Ich möchte lediglich eine Wahrheit anbieten und dann überlasse ich es jedem selbst, was er damit macht und ob er seine eigene Wahrheit entdecken möchte.
Los gehts:
Im letzten Blogartikel habe ich bereits erörtert, dass die modere Schulmedizin die Seele aus dem Heilungsgeschehen herausgestrichen hat. Und das mit fatalen Folgen, denn wir können Krankheit und Heilung nicht verstehen und in der Tiefe lösen, wenn wir den Körper und die Seele als getrennt voneinander betrachten. Ich habe dann die Psychosomatik ins Spiel gebracht und die Frage in den Raum gestellt, ob sie ein möglicher Weg aus der Pandemie ist. Dabei ist nicht ganz klar und ersichtlich geworden, warum die Psychosomatik uns helfen soll und wie sie das tun kann. Deswegen möchte ich etwas tiefer in das Thema eintauchen.
Psychosomatik bedeutet lediglich, dass Soma, der Körper und die Psyche (Seele) zusammengehören und zusammenhängen. Der Körper drückt beispielsweise durch seine Symptome das aus, was die Seele oder die Psyche nicht sagen kann. Sie sucht sich ein Ventil über den Körper. Umgekehrt funktioniert es auch. Wenn der Körper heilt, z.B. durch Entgiftungs- und Reinigungskuren, Ernährungsumstellungen und speziellen Massage- und Bewegungstherapien, tut es die Psyche auch. Wie kann man nun die Sprache der Seele und des Körpers verstehen und entschlüsseln?
Die Psychosomatik ist nichts Neues, denn bereits alte Kulturen und Traditionen nutzten das Wissen, um Krankheiten zu verstehen und zu heilen. Eine Lehre, in der dieses Wissen noch Verwendung findet ist zum Beispiel die TCM (Traditionelle Chinesische Medizin). Sie nutzt Kräuter und bestimmte Nahrungsmittel, aber auch Bewegung, Massagen und Akupunktur bzw. Akupressur, um den Körper und somit die Seele zu stärken. Des Weiteren ist das Wissen um den Zusammenhang von Gefühlen und körperlichen Symptomen wichtig. Die Konzepte und Lehren dieser alten Tradition möchte ich nutzen, um etwas zu erklären und zu veranschaulichen.
In der Lehre der TCM finden wir zu jedem Organ und Sinnesorgan Bezüge zu bestimmten Emotionen. Negative Gefühle werden mit einer Schwächung des Organs in Zusammenhang gebracht, wohingegen positive Gefühle eine Stärkung herbeiführen.
In der TCM werden immer Organ-Paare zusammen betrachtet und ein Sinnesorgan (z.B. Lunge/Dickdarm, Nase). Der Lunge werden zum Beispiel die Emotionen Trauer, Depression und Kummer zugeordnet. ** Da zur Lunge auch das Sinnesorgan Nase gehört ist es sehr interressant festzustellen, warum gerade Corona eine Schwäche der Lunge und gleichzeitig Probleme mit dem Riechvermögen verursacht. In diesem Zusammenhang kann man die Frage stellen:
Welcher Kummer und welche nicht aufgearbeitete Trauer drängt an die Oberfläche und möchte erlöst werden?
Da die Gesellschaft aus vielen einzelnen Individuen besteht, sollte sich jeder diese Frage stellen und ihr auf den Grund gehen. Jeder findet in seiner Biografie etwas, auch wenn es scheinbar noch so unbedeutend ist. Was ich aber kollektiv beobachte ist, dass in den westlichen Gesellschaften Trauer und Kummer nicht populär sind und wir nicht damit umgehen können. Wir sind lieber gut drauf oder tun zumindest so. Es ist uns wichtig so zu tun, als ob wir alles unter Kontrolle hätten. Wir sind als Gesellschaft gut darin trainiert, zu funktionieren, unsere Tränen schnell weg zu wischen und weiterzumachen.
Traurig zu sein ist auch nicht das Gleiche, wie seine Trauer zu fühlen und zu verarbeiten. Eine unserer Volkskrankheiten Nr. 1 ist die Depression. Eine Depression ist eine Krankheit, die entsteht, wenn unsere Biochemie im Gehirn aus der Balance geraten ist und bestimmte Botenstoffe nicht mehr oder nur unzureichend produziert werden. Auslöser können kurze heftige Einschnitte im Leben sein oder langanhaltende stressige oder schwierige Lebensumstände. Antidepressiva können daher zwar kurz- und mittelfristig helfen, weil sie die Biochemie im Körper beeinflussen und regulieren können. Langfristig kann eine Depression damit nicht geheilt werden, da die dahinter liegenden Emotionen nicht aufgelöst werden. Die Symptome werden lediglich stillgelegt und - in meinen Augen - betäubt. Was kann aber dahinter stecken?
Depressiv zu sein, ist nichts anderes als festgehaltene, nicht verarbeitete Trauer. Diese kann z.T. sehr alt sein und so lange zurückliegen, dass sie im Unterbewusstsein verschwunden ist. Um Trauer zu fühlen und zu verarbeiten, müssen wir sie FÜHLEN. Es hört sich vielleicht paradox an, weil wir jetzt einwenden können, dass depressive Menschen traurig sind und man meinen würde, sie würden die Trauer fühlen. Viele depressive Menschen fühlen ihre Trauer aber nicht wirklich, sie fühlen sich vor allem niedergeschlagen, schwach, nicht belastbar oder permanent gereizt. Gefühlte Trauer zeigt sich darin, dass wir weinen können, wir das traurige Gefühl genau wahrnehmen und fühlen und wir es konkret mit einem Gefühl assoziieren. Nach dem Weinen fühlen wir uns erleichtert, statt noch trauriger.
Wer den Unterschied kennt, der weiß was ich meine. Denn es gibt einen. Depressiv zu sein, ist nicht das Gleiche, wie Trauer zu fühlen und eine Depression kann geheilt werden, wenn die festgehaltene (nicht gefühlte) Trauer gefühlt wird. Nicht rationalisiert, nicht analysiert oder zerredet, sondern gefühlt.
Darüber hinaus weiß man mittlerweile in der Psychotherapie, dass Traumata im Familiensystem weiterhin bestehen bleiben, wenn sie nicht aufgearbeitet sind. Dazu gehören Tragödien, Suizid, Krieg, Verlassenheitswunden, der frühe Tod eines Kindes oder Elternteils, etc. All das kann nachfolgende Generationen beeinflussen und ist als Gesamtbild bei einer Therapie zu berücksichtigen. ***
Es geht also darum, die eigene Biografie nach nicht aufgearbeiteten seelischen Wunden zu erforschen und die Familiengeschichte ebenfalls mit zu berücksichtigen.
Und jetzt kommt eine der wahrscheinlich wichtigsten Aussagen dieses Artikels:
Das geht nicht von heute auf morgen, weil Heilung weder linear ist, noch auf Knopfdruck funktioniert. Genau das erhoffen sich aber viele durch das Impfen. Dass die „Schutz“ Impfung uns vor Krankheit bewahrt und schützt. Bloß schnell weg von dem Problem, ohne sich dem Schmerz und der Ursache stellen zu wollen. Dieser Artikel ist keineswegs ein Playdoyer für oder gegen das Impfen. In manchen Situationen können Impfungen und Medikamente helfen. In manchen Fällen schaden sie aber auch. Vor allem dann, wenn wir in Krankheiten keinen Bezug zu psycho-sozialen Faktoren sehen und weiter machen wie bisher.
Meine Intention ist es, einen Zusammenhang herzustellen und darauf hinzuweisen, dass die Sache etwas komplexer ist, als es auf den ersten Blick aussieht.
Verlassen wir uns zu sehr auf die eindimensionale Sichtweise der schnellen „Quick-Fix“ Medizin, die sich lediglich auf den Körper konzentriert, werden wir das Problem nicht richtig lösen können. Es wird an anderer Stelle wieder kommen.
Was ist es also, was wir beurteilen und unterscheiden oder entscheiden müssen?
In erster Linie, ob das, was wir bisher über Medizin, Psychologie und Gesundheit gelernt haben, stimmt und inwiefern uns dieses Wissen noch nützt oder, ob wir es ergänzen, vertiefen bzw. verfeinern müssen. Dann können wir uns im nächsten Schritt neuen Konzepten und Sichtweisen öffnen.
Nochmal zur eingangs gestellten Frage, ob die Corona Krise ein Wendepunkt ist? Nun, da niemand genau sagen kann, wohin sich die Krise entwickelt und wie lange sie anhält, weil sie von Erkenntnisprozessen und der Bereitschaft jeden einzelnen abhängt, einen Wandel im Denken, Fühlen und Handeln zu bewerkstelligen, kann man das nicht so genau beantworten. Was man aber sagen kann:
Für manche ist und wird sie ein Wendepunkt sein, für andere nicht, weil sie weiter machen wie bisher, an alten Denkmodellen festhalten oder sich bestimmten Problemen und ihren Ursachen nicht stellen wollen oder können. Es wird davon abhängen, wie jeder einzelne damit umgeht und welche Einstellung er dazu hat oder entwickelt.
* Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Krise
** Frithjof Krepp: Free Flow Qi Gong und Meridian Klopftechniken
*** Mark Wolynn: Dieser Schmerz ist nicht meiner. Wie wir uns mit dem seelischen Erbe unserer Familie aussöhnen.
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