WARUM EINE SCHWIERIGE KINDHEIT KARRIERECHANCEN NEGATIV BEEINFLUSST UND WIE MAN DAS ÄNDERN KANNST
10.09.2021
Kinder, die unter ungünstigen Umständen aufgewachsen sind, sind nicht nur in ihrer Kindheit schwierigen Situationen ausgesetzt, sondern leiden auch ein Leben an den Spätfolgen. Sie können eine Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung (K-PTBS oder CPTSD - aus dem Englischen: complex post traumatic stress syndrome) entwickeln, die nicht nur ihre sozialen Beziehungen, sondern auch ihre Gesundheit und die Wahl sowie den Erfolg im Beruf beeinflusst. Leider nicht zum Vorteil. Die komplexe PTBS verändert das Gehirn nachteilig. Durch Erfahrungen wie Vernachlässigung, Abweisung oder (emotionalen, verbalen oder körperlichen) Missbrauch, psychische Krankheiten in der Familie, wie Depressionen oder Alkoholismus werden in unserem Gehirn Verschaltungen geknüpft, die sich später ungünstig auswirken. Aus diesem Grund spricht die Expertin für CPTSD Anna Runkle von einer Verletzung des Gehirns, weil wir nicht mehr in der Lage sind, angemessen auf Menschen und Situationen zu reagieren.
Wenn bestimmte Situationen, Worte, Verhaltensweise anderer uns triggern, rutschen wir in einen dis- regulierten Zustand. In diesem dis-regulierten Zustand ist es schwer zu denken, sich zu fokussieren und emotional angemessen zu reagieren. Bei einigen zeigt sich das in heftigen oder unangemessenen Wutausbrüchen oder indem sie innerlich zusammenbrechen.
WAS PASSIERT NUN MIT UNSEREM GEHIRN?
In einem dis-regulierten Zustand funktioniert unser Gehirn nicht ganzheitlich, sondern nur ein Teil davon. Unser Gehirn oder die Gehirnwellen sind dann nicht kohärent. Ein kohärentes Gehirn (wenn beide Gehirnhälften synchron und zusammenhängend arbeiten) ist aber notwendig, wenn wir kreativ, intuitiv und mühelos denken und handeln wollen.
Es ist normal und gehört zu unserem modernen menschlichen Leben dazu, dass wir von Zeit zu Zeit in einen nicht-kohärenten Zustand fallen oder dis-reguliert sind. Das liegt häufig am Stress der modernen Zeit und daran, dass niemand eine perfekte Kindheit hatte. Wenn man allerdings an einer komplexen PTBS leidet, passiert es allerdings öfter und intensiver.
Menschen mit einer komplexen PTBS leiden auch häufiger an chronischen Krankheiten, weil die Verletzung des Gehirns Einfluss auf ihr zentrales bzw. autonomes Nervensystem hat. Die Stresstoleranz ist niedriger und dementsprechend ist der Sympathikus, der Teil des Nervensystems, der für Anspannung sorgt, öfter aktiv. Das führt dazu, dass wir auf Dauer zu viele Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol im Körper haben. Dies kann zu Entzündungen, Herz-Kreislaufstörungen, Autoimmunerkrankungen, einem schwachen Immunsystem und Magen-Darm Krankheiten (Reizdarm, Colitis Ulcerosa, Morbus Chron etc.) führen. In diesem Artikel gehe ich genauer darauf ein.
Wenn wir häufig in einem dis-regulierten Zustand sind, hat dies aber auch negative Konsequenzen für unser Arbeitsleben:
Es gibt aber gute Nachrichten: Wir können diese Trigger mit der Zeit heilen, damit wir nicht so oft in einen dis-regulierten Zustand fallen, denn unser Gehirn ist plastisch, oder veränderbar. Der Begriff der Neuroplastizität, der in den letzten Jahren stark erforscht wird, zeigt dies.
Doch zunächst, welche Trigger können das sein?
Das können äußere Trigger sein, wie laute Geräusche, Gerüche etc. oder emotionale Trigger, wie kritisiert, abgewiesen, übersehen zu werden. Sind wir getriggert, reagieren wir reaktiv, impulsiv, wir sind nicht selbstwirksam oder wir fühlen uns verletzt, weinen ggf. und ziehen uns zurück.
Nachdem die Reaktion dann abgeklungen ist, fühlen wir entweder Wut, weil wir nicht reagieren konnten, nicht adäquat reagiert haben, oder aber wir sind beschämt, weil wir überreagiert haben oder scheinbar etwas falsch gemacht haben. Falls du an einer K-PTBS leidest, ist es wichtig zu wissen, dass es nicht deine Schuld ist, wenn du diese wütenden oder beschämenden Gefühle hast. Du warst dis-reguliert und diese Dis-Regulation ist auf deine komplexe PTBS zurückzuführen.
Außerdem kompensieren Menschen mit einer K-PTBS durch Süchte aller Art oder vermeiden Menschen oder Situation. Die Kompensations- oder Vermeidungsstrategien helfen in dem Augenblick, langfristig zerstören sie Beziehungen oder Lebensträume.
Wie können wir uns nun besser selbst regulieren?
Zunächst einmal sollten wir klären: Was bedeutet Selbstregulation?
Die Traumaexpertin Verena König definiert es folgendermaßen:
„Selbstregulation bedeutet sich selbst halten oder Halt geben zu können, trotz einer aufregenden Anspannung. Wir können dadurch eine Toleranz entwickeln für den Stress, der in unserem System aktiv ist.“
Selbstregulation findet also im Nervensystem statt.
Es geht im Grunde genommen darum, seine Stresstoleranz zu steuern und seine Trigger zu heilen. Dies ist ein längerer Prozess und es ist ratsam sich von einem Experten begleiten zu lassen und/oder sich aktiv damit zu beschäftigen. Für kurzfristige und sofortige Ergebnisse können diese Tipps helfen. Aber halte auch langfristig deine Heilung im Blick. Auch dafür habe ich ein einige Tipps zusammengestellt.
Kurzfristig:
Langfristig:
Sein Gehirn und Nervensystem zu heilen ist möglich, allerdings ist es auch wichtig zu wissen, dass man Geduld dafür braucht und langfristig einen anderen Lebensstil etablieren muss.
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